Der digitale Overload aller Home Office Worker, die Motivatoren der Kinder, die sich mit alternativem Unterricht und den fehlenden Kita-Kontakten konfrontiert sehen, unter- und überbelastete oder gar ruinierte Unternehmen und Unternehmensbereiche – all das erzeugt Stress. Es war jetzt eine ganze Weile ruhig hier auf dem Blog. Zum einen wollten wir euch nicht belasten und zum anderen mussten viele Gedanken erst einmal praktisch diskutiert und erprobt werden. Aber gehen wir erst einmal zurück ins alte Jahr.
Wir haben im Team ein virtuelles Weihnachtsfrühstück abgehalten, alle haben etwas vorgestellt, was sie mit Weihnachten verbinden – was wirklich sehr vielfältig war – und es gab sogar ein Plätzchenbackwettbewerb. Zwei Kolleginnen haben ganz lieb ein kleines Paket vorbereitet, wo eine einfache Backmischung, ein Ausstecher, ein Mini-Glühwein und eine Einladung zu dem besagten Frühstück enthalten war. Auch diejenigen, die krank oder in Elternzeit waren, konnten wir so erreichen. Ich habe mich über all das wirklich sehr gefreut und es ist ein Positivbeispiel für das soziale Miteinander trotz Distanz.
Was ist ein Wettbewerb ohne Auszeichnung? Für das Erstellen einer solchen hat mir eine Kollegin CANVA empfohlen. Als ich mich dort testweise anmelden wollte, stellte ich fest, dass ich noch einen Account habe – und zwar hatte ich in der Vergangenheit die Lebenslauffunktion getestet. Da schließt sich der Kreis zum HR wiedereinmal 😂 Das passt zu Johannes‘ Account-Liste und ich frage mich, ob er nicht auch wie ich etwas vergessen hat. 😝 Also ganz easy noch eine Urkunde für den/die Plätzchenbeauftragte/n erstellt. Und ich kann euch sagen, der erste Platz war auf jeden Fall verdient!
Da ist es nun gewesen, dieses Jahresende und die Normalität lässt auf sich warten. Mit Normalität meine ich nicht, dass es wie früher ist. Ich bin auch offen für ein New oder Next Normal. Mir fehlt die Planungssicherheit, eine gewisse Stabilität. Über den Jahreswechsel habe ich mir auch Gedanken über die HR Trends in 2021 gemacht. Aber was ist eigentlich aus den HR Trends in 2020 geworden? Die globalen Veränderungen gehen auch an der HR Welt keineswegs spurlos vorbei und vermutlich hat sich auch das Trenddasein stark verändert. Machen wir uns nichts vor: Trends haben sich bisher langsam verändert. Von 10 Trends gab es im Vorjahr mindestens 7 auch schon – so mein Eindruck. Aber in diesem Jahreswechsel könnte es anders sein. Vollkommen neue Einflüsse haben die letzten Monate bestimmt und wie wirkt sich dies auf die Trends aus?
Hier mal ein Vergleich des HumanResourcesManager-Magazins:
Trends 2020 | Trends 2021 |
1. Mitarbeiter-Engagement: Angestellte in den Mittelpunkt stellen 2. People Analytics: Daten statt Bauchgefühl 3. Selbstorganisiertes Lernen: Keine Fortbildung aus dem Katalog 4. Demokratisierung des Coachings: individuelle Weiterbildung für alle Karrierelevel | 1. Virtualität oder neue Technologien am Arbeitsplatz 2. Bescheidenheit oder man lernt nie aus 3. Konnektivität oder die Möglichkeiten diverser Teams 4. Authentizität oder das Verwischen von Privat- und Berufsleben |
Quelle: https://www.humanresourcesmanager.de/news/hr-2020-das-sind-die-wichtigsten-trends.html | Quelle: https://www.humanresourcesmanager.de/news/hr-trends-2021-zeit-fuer-neue-denkansaetze.html |
Dazwischen liegen schon Welten. Natürlich habe ich auch meine eigene Meinung zu den Trendthemen, die ich gerne zur Diskussion stellen möchte. Das sind meine Top-4-HR-Themen für 2021 (bitte verzeiht die Überschriften, aber ich konnte mich nicht beherrschen).
1. Angeln auswerfen und mal wieder in volleren Teichen fischen.
Wenn man sich die aktuellen Gegebenheiten am Arbeitsmarkt anschaut, dann scheint es in Gänze mehr Bewegung zu geben. Es gibt weiterhin viele Stellenausschreibungen und gleichzeitig eine größere Bewegungsfreudigkeit unter den Fachkräften. Für manche ist jahrelang geglaubte Arbeitsplatzsicherheit ins Wanken geraten. Für andere ergibt sich erstmals die Möglichkeit tagsüber Vorstellungsgespräche wahrzunehmen ohne Urlaub zu nehmen. Sicherlich merkt jeder Mensch, wie mit ihm in 2020 umgegangen wurde und wie wichtig sie/er den Geschäftsführungen, den direkten Vorgesetzten, aber auch dem Team wirklich ist. Es ergibt sich für Recruiting-Aktivitäten die Chancen besser zu punkten, als noch vor einem Jahr. Aber Achtung: Es reicht nicht nur, dass man eine erfolgreiche Ansprache macht oder Bewerbungen von Berufserfahrenen generiert. Gleichzeitig hat man den Druck sich Gedanken über die Auswahlverfahren zu machen: Wie gewinne ich aus remote durchgeführten Gesprächen die richtigen Erkenntnisse, wie gehe ich mit Pre- und Onboarding um, wie integriere ich die Neuen in meine Unternehmenskultur, usw.
2. Ruf mal die HR-ler an.
Nicht nur die privaten Netzwerke leiden unter dem Social Distancing. Auch die Kontakte von und zu anderen Personaler*innen, Trainern, Personalberatungen, Lieferanten von HR-Systemen sind durch die Hygienebestimmungen verändert worden. Hinzu kommen hohe Auslastungen in Krisenstäben, im Management von Information zu Prozessen, wie Quarantäne, Zeitenregelungen für Kinderbetreuung, Arbeitsschutz usw. Jetzt ist es auch an uns Personaler*innen diese Kontakte aufrecht zu erhalten, sich gegenseitig Hilfestellung und Raum für Diskussionen zu geben. Es besteht sonst auch die Gefahr, dass man Räder mehrfach erfindet. Virtuelle Möglichkeiten gibt es dafür genug und wenn es das Telefon ist, um sich einfach mal wieder zu begegnen. Hier kann man übrigens zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Beschäftigt man sich als Unternehmen bspw. mit Führungskompetenzen im virtuellen Raum, sollten alle HR-ler sich dieses Wissen zu Nutzen machen, um ihre Arbeit im Unternehmen weiterhin erfolgreich zu gestalten und o.g. Distanzen abzubauen.
3. Mitarbeitende trotz Distanz binden.
Wie schon unter 1. beschrieben, sind Mitarbeitende nahezu aller Bereiche mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. In der Vergangenheit hat sich auch die Welt der Unternehmensbenefits an die Außenwelt angepasst (zumindest weitestgehend). Jetzt hat sich die Außenwelt drastisch verändert und ein ganzes Jahr kostenfreie Getränke und Kekse ist gegenüber zwei zusätzlichen freien Tagen absolut in den Schatten gerutscht. Vermutlich sind auch der Nutzen einer Fitnessstudio-Mitgliedschaft oder vergünstigte Bahnfahrten für viele anders wahrgenommen, als früher. Eigentlich möchte ich nur sagen, man sollte sich anschauen, wofür man Geld (und Zeit) investiert und welchen Nutzen man daraus zieht. So ist es auch mit Meetings, Reports, und und und. Nutzt das Jahr und mistet mal richtig aus. Jetzt ist bei den meisten Mitarbeitenden auch das Verständnis da, dass etwas anders wird oder man sich mal von Altlasten befreit. Hört mal in eure Teams rein, was sie mit dem Geld am liebsten machen würden, was ihr sowieso ausgebt. Positiver Nebeneffekt: Das Entrümpeln schafft euch idealerweise mehr Zeit für in Zukunft aufkommende Initiativen oder spart Geld für die Sicherung der Wirtschaftlichkeit.
4. Führt einen Review-Zyklus ein.
Turbulenzen haben komischerweise die Eigenschaften wie aus dem Nichts zu entstehen und uns mit großen Wellen zu bedrohen. Wir stellen Sandsäcke auf, sichern Prozesse und beseitigen ggf. eintretende Folgeschäden. Das ist alles wichtig, keine Frage. Was jedoch ebenso wichtig ist, sich die Ereignisse wiederholt und kritisch anzuschauen, Learnings abzuleiten, sich gegenseitig für die Erfolge (auch vermiedene Schäden) wertzuschätzen. Für Projekte ist dieses Vorgehen sehr etabliert und verbessert nicht nur die inhaltliche Seite, sondern insbesondere die Zusammenarbeit – und die ist auch in Zukunft bedeutend. Habt ihr euch mit euren Nachbar(HR)bereichen ausgetauscht, wie die Zusammenarbeit lief? Nein? Dann los.
Mir fallen noch so viele weitere Dinge ein, aber ihr solltet auch für euch den Fokus finden und euch auf ein paar wenige Dinge konzentrieren. Außerdem kann man an den Punkten 2. bis 4. immer arbeiten. Am Recruiting-Erfolg natürlich auch 😁. Mein größtes Learning in der letzten Zeit: ich hatte die Führung von standortübergreifenden bzw. virtuellen Teams stark unterschätzt. Viele von euch machen das ja schon mehrere Jahre mit viel Elan und Aufwänden aller Art. Also nachträglich „Hut ab“ vor eurer Leistung!
Gebt mir gerne euer Feedback und ich freue mich auch, wenn ihr über eure Erfolge berichtet. Und natürlich alles Gute für 2021 und bleibt schön gesund 🍀🍀🍀
Euer Nico
Header-Foto von Markus Spiske (Unsplash.com)